Leider wurde in dieser Sendung ein untypischer Fibromyalgiepatient präsentiert - männlich, jung, sozial eher schüchtern. Mehr als 80% der diagnostizierten Patienten sind jedoch weiblich, in der Mehrzahl über 40 Jahre alt und zumeist sehr intensiv am Kontakt zu Mitmenschen interessiert.
Hier nun die relevanten Szenen der Sendung, die sich mit dem Thema Fibromyalgie beschäftigen:
08:30 Suizidverdacht im Krankenhaus durch Helferin am Unfall
09:00 Arztgespräch über Unfall-Patient (FMS-Patienten), Helferin am Unfallort berichtet vom Verdacht des Suizidversuchs
12:40 Arztgespräch mit der Mutter des Patienten; zur Sprache kommt die unwirksame Therapie mit Schmerzmedikamenten (Analgetika), die sich aber als wirkungslos erwiesen habe. „(…) Weil er eine besondere Vorgeschichte hat. (…) Lars ist seit fünf Jahren ein chronischer Schmerzpatient“. (…) „Wo sind die chronischen Schmerzen bei Ihrem Sohn lokalisiert?“ (…) „Er hat in letzter Zeit unterschiedlich starke Schmerzattacken, er schläft in letzter Zeit sehr unruhig und hat ab und zu taube Füße. Manchmal zweifle ich selber, vielleicht ist das bei Lars ja doch alles nur - psychisch.“ Auf das Angebot einer gründlichen Untersuchung folgt die panisch-brüske Ablehnung: „Nein, bitte nicht! Durch diese Hölle sind wir durch. Immer wieder neue Untersuchungen, falsche Befunde und dann doch nur Enttäuschungen.“
14:41 „Ich habe seit fünf Jahren Schmerzen, jeden Tag. In den Armen, in den Beinen“ „Hast Du Rheuma?“ „Das dachten die Ärzte auch erst, aber das ist es nicht.“ „Vielleicht ein Infekt?“ (…) „Die Ärzte können mir nicht mehr helfen, ich bin austherapiert.“
17:30 Schon jetzt erfolgt offensichtlich eine Differenzialdiagnostik mit dem Verdacht auf Fibromyalgie: „Bei zwölf der Druckpunkte, den sogenannten Trigger-Points, hatten sie Schmerzen.“ Womit offensichtlich die „Tender-Points“ gemeint sind.
18:00 Der Patient berichtet auf Nachfrage der Ärzte von ökonomischen Problemen der Mutter-Sohn-Familie: „Sie verkauft Versicherungen. Na ja, im Moment läuft es aber nicht so gut. Sie ist irgendwie überfordert.“
18:10 Ärztin nennt erstmals die Diagnose Fibromyalgie: „Wenn es das ist, was ich denke, dann wären Ihre Symptome typisch für Fibromyalgie. Das ist eine nicht-entzündliche Erkrankung der Sehnenansätze. Gehört zum rheumatischen Formenkreis. Auch die Lähmungserscheinung in Ihren Füßen würden dafür sprechen.“ „Und warum hat das vor Ihnen noch keiner herausgefunden?“ „Erstens ist das eine sehr sehr seltene Krankheit und zweitens nicht objektiv nachweisbar, jedenfalls nicht über Laborbefunde oder Röntgenbilder.“ „Aber es gibt sie.“ „Natürlich, wieso?“ „Weil ich doch merke, dass alle denken, ich würde nur simulieren. Ich habe diese Schmerzen wirklich und wenn ich keine Medikamente einnehme, dann …“ „Ist das nicht mehr auszuhalten, ich weiß. (…) Was ich Ihnen vorschlage ist eine Langzeittherapie bestehend aus drei Säulen: Medikamente, Bewegung und Gespräche.“ „Und ich kann wieder gesund werden?!“ „Ich möchte Ihnen keine allzu großen Hoffnungen machen. In erster Linie muss man lernen mit dieser Krankheit besser umzugehen.“ In diese Passage sind einige veraltete Aspekte genannt, die sich inzwischen als Irrtum herausgestellt haben. So ist Fibromyalgie definitiv keine rheumatische Erkrankung, auch keine nicht-entzündliche. Analgetika helfen nicht gegen Fibromyalgie-Schmerz; sie abzusetzen ist insofern keine Zusatzbelastung. Anderes ist dagegen bis heute gültig: Zermürbender Reigen von Facharztbesuchen ohne Befund; keine zuverlässige Diagnose, die sich auf Labaorwerte oder bildgebende Verfahren stützt; ‚Demütigung durch Diffamierung als Simulant; Hoffnung auf multimodale Schmerztherapie; Lernen mit der Erkrankung und den Schmerzen zu leben.
19:57 Die Mutter des Patienten baut erheblichen psychischen Druck auf, nach dem Schema: Das wird Du Deiner Mutter doch nicht antun?! Sie lehnt Diagnose und Therapieempfehlung vehement ab und fordert für diese Haltung Loyalität von ihrem Sohn.
28:19 Ärztin stellt die Diagnose Fibromyalgie, muss aber gleich eine „schlechte Nachricht“ überbringen, denn die Krankenkasse verweigert die Kostenübernahme für die multimodale Schmerztherapie.