Kristy Young erläutert öffentlich ihre FMS-Erkrankung

Erstellt von Holger Westermann |

Im vorliegenden Artikel dient das öffentliche Bekenntnis der Moderatorin von der Kultursendung Desert Island Disc (BBC Radio 4) als Einstieg in eine allgemeine Betrachtung der Erkrankung Fibromyalgie’: „Auch die Sängerin Lady Gaga und der Schauspieler Morgan Freeman leiden unter der Erkrankung, die durch weit verbreitete muskuloskeletale Schmerzen begleitet von Müdigkeit, Schlaf, Gedächtnis und Stimmungsschwankungen gekennzeichnet ist.“

Dabei wird in einer Erzählkollage auch das Beispiel des ehemaligen Buchhalter und Finanzdirektor Michael Flood (51) präsentiert, bei dem 2016 Fibromyalgie diagnostiziert wurde. In diesem Fall führt der Patient seine Erkrankung auf ein spezielles Erlebnis im Jahr 1998 und eine daraufhin erlittene posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) zurück. Die Geschichte ist historisch/gesellschaftlich im sog. Nordirlandkonflikt verortet; einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen Anhängern der Republik Irland und den Loyalisten, die sich als Bürger Großbritanniens verstehen. Ein in Nordirland auch heute noch hochemotionales Thema. Da scheint die Werbung für eine spezielle Therapieform fast nebensächlich: „hoffe ich, die Wohltätigkeitsorganisation davon zu überzeugen, sich für medizinischen Cannabis für Fibromyalgie einzusetzen.“

Zum Abschluss kommt dann auch die Sprecherin (Vorsitzende) einer solchen Wohltätigkeitsorganisation zu Wort, Margaret Peacock (70) von der Fibromyalgia Support Northern Ireland (FMSNI), die sich um Hilfe und Unterstützung für Fibromyalgiepatienten und deren Angehörige bemüht. Diese Expertin aus persönlicher Betroffenheit schildert die FMS-Symptome anschaulich und zutreffend, auch die lange Zeit der Fehldiagnosen: „Ich entwickelte dann einen chronischen Schmerz in meiner Seite – der schlimmste Schmerz, den ich jemals in meinem Leben gefühlt hatte. Doch ein Arzt diagnostizierte (lediglich) Verstopfung. Verdauungsstörungen sind Teil der Fibromyalgie.“ Sie schließt mit einem Dank an die Radiomoderatorin: „Ich kann Kirsty Young nur dafür danken, dass er die Aufmerksamkeit auf Fibromyalgie gelenkt hat. Es wird dringend benötigt. "

Das explizite Plädoyer für Cannabis zur FMS-Therapie und die Ursache-Wirkungs-Relation zwischen einmaligem traumatischen Erlebnis und der Erkrankung an Fibromyalgie kann als journalistische Dramatik nachgesehen werden. Die teilweise holperige, vereinzelt auch missverständliche Übersetzung motiviert jedoch auch, auf dieser Webseite weitere Artikel zum Thema Fibromyalgie kritisch anzusehen.

Im Text mit der Überschrift „Lady Gaga wurde von Las Vegas Konzertresidenz gedemütigt“ wird geschildert: „Gaga, 31, sagte am Dienstag, sie werde im Dezember 2018 eine zweijährige Verlobung im Park Theatre Park MGM am Las Vegas Strip mit 5300 Sitzplätzen beginnen.“ Beginnt der Pop-Star Lady Gaga nun eine zweijährige Verlobung in Las Vegas? Wird hier die Demütigung geschildert, die sie aufgrund ihrer Erkrankung erfahren musste, denn „in jüngerer Zeit hat sie gesagt, dass sie an der Muskel-Skelett-Störung Fibromyalgie leidet.“? Weder noch, denn den interessierten Leser foppte lediglich das Übersetzungsprogramm; das Engagement in Las Vegas (also eine Anstellung und keine Verlobung, die allerdings auf englisch auch engagement heißt) „Genaue Daten und Ticketpreise für Lady Gagas Residency werden zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben.“ So wird die Demütigung der Überschrift wohl eher eine stolze Ankündigung sein.

Solche Webseiten, die von Übersetzungsprogrammen generiert werden, dienen definitiv nicht der Information interessierter Leser. Sie werden möglichst billig zu dem Zweck erstellt über eine Vielzahl von Stichworten in Suchmaschinen (Google) an prominenter Position gelistet zu werden und viel kostenpflichtige Werbung zu präsentieren.

Nicht immer ist das Ergebnis der automatischen Übersetzung ein  Desaster wie beim Lady Gaga Text. Gefahr droht dem informationssuchenden Leser jedoch auch bei verständlicher und inhaltlich korrekter Übertragung. Die Betreiber solcher Webseiten wählen die angebotenen Texte nicht aufgrund der Glaubwürdigkeit oder Qualität der Inhalte, es zählt allein die Häufigkeit suchmaschinen-attraktiver Stichworte. Oft steht selbst hinter dieser Entscheidung kein Mensch, sondern ein Computerprogramm, das den Textinhalt (nach Übersetzung) mit dem Ranking der hierzulande genutzten Suchbegriffe abgleicht. Es geht allein um eine kostengünstig erstellte Umgebung für Werbung, die im Angebot der Suchmaschinen so attraktiv erscheint, dass die Webseite auch aufgerufen wird.

Dadurch verbreiten solche Webseiten unkontrolliert auch Pressemeldungen, die sich als unterhaltsame oder sogar wissenschaftliche Texte tarnen (Public Relation, PR-Artikel). Erstellt werden diese „Informationsangebote“ von spezialisierten Agenturen, die sich mit ihren „Sponsored Links“ als „Medienpartner“ bezeichnen, wo die Kennzeichnung als „Anzeige“ zutreffend wäre. Beispielsweise ergibt die Suche nach „Fibromyalgie“ auf dieser Webseite einige gemeinsame Treffer mit „Cannabis“. Diese Texte sind echte Werbeerzählungen für Cannabisprodukte, die in den USA nun vielerorts frei erworben werden können — in Deutschland aber weiterhin verschrieben werden müssen.