„Natürliche“ Behandlungsmöglichkeiten für Fibromyalgie

Erstellt von Holger Westermann |

Unter dem Aspekt „Emotionaler Faktor“ wird eine „psychosomatische Erklärung“ des FMS präsentiert, die sich „auf eine Person (bezieht), die vom Leben sehr enttäuscht ist.“ Frustration als Ursache für Fibromyalgie - der mit Homöopathie und Bachblüten beizukommen sei. In schwierigen Fällen mit „Symptomen einer Depression“ „kann man Johanneskraut oder Tryptophan einnehmen, mit der Ernährung oder als Nahrungsergänzung.“ Gemeint sind wohl die stimmungsaufhellende Arzneipflanze Johanniskraut (mit i statt e) sowie die essenzielle (nicht vom Körper selbst gebildete) Aminosäure Tryptophan, die in einer Vielzahl von tierischen wie pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten ist und bei einer ausgewogenen Ernährung zuverlässig in ausreichender Menge aufgenommen wird.

Zur „richtigen Ernährung“ weiss die Webseite ebenfalls esoterischen Rat: Es sei wichtig „den Organi(s)mus zu reinigen“ und „eine Entgiftung durchzuführen“. Das Verfahren dazu beginnt mit veganen Tagen, gefolgt von mehr als zwei Wochen mit Kräutertees und fleischarmer Vollwertkost. Bemerkenswert ist, dass der Tee aus Weidenrinde besonders empfohlen wird, denn er sei „ein natürliches Analgetikum“. Das ist korrekt, denn er enthält Salicylsäure (Salix = Weide), heutzutage bevorzugt man zur Schmerzlinderung die unnatürliche aber magenschonende Abwandlung Acetylsalicylsäure (ASS, auch bekannt unter dem Markennamen Aspirin). Nur den FMS-Schmerz lindern weder die natürliche noch die moderne Form.

Ergänzend werden u.a. Noni und Maca empfohlen. Noni gilt in der Europäischen Union als neuartige Lebensmittel (novel food), Werbung mit gesundheitsbezogenen Aussagen zur Heilung und Linderung von Krankheiten ist wegen nicht nachgewiesener Wirksamkeit verboten. Maca (Lepidium meyenii) wird auch als Peru-Ginseng vermarktet, zählt botanisch aber zu den Kresse-Gewächsen (das klingt aber weniger spektakulär und weckt eher Appetit als Gesundheit). Die Überzeugung einer positive Wirkung auf körperliche Leistungsfähigkeit und die psychische Belastbarkeit beruht auf Anekdoten, nicht auf empirisch breit aufgestellten Studien (wie beispielsweise beim Ginseng, Panax ginseng).

Der Verweis auf „Weitere natürliche Therapien“ eröffnet mit dem sinnvollen Rat „sanfte und behutsame Sportarten wie Walken, Stretching oder Yoga auszuprobieren“ um dann jedoch im selben Satz wieder Esoterik zu propagieren: Reiki oder die Schröpftherapie „können Linderung bringen.“