Besuch im Kloster Lehnin
Die Selbsthilfegruppe Schönwalde-Glien machte sich Anfang September auf, um drei Tage im Kloster Lehnin zu verbringen. Alle waren wir gespannt, was uns wohl erwarten würde. Wir fuhren bei wunderschönem Herbstwetter zu dem nur 50 km entfernten Zisterzienserkloster und wurden schon beim Betreten des Innenhofes von der Besonderheit der alten Gemäuer gefangen genommen.
Das Kloster Lehnin ist eine ehemalige Zisterzienserabtei im Ort Lehnin. Diese Gemeinde südwestlich von Potsdam ist nach dem Kloster benannt, 1180 gegründet und im Zuge der Reformation 1542 säkularisiert worden (als Säkularisation wird ursprünglich die staatliche Einziehung oder Nutzung kirchlicher Besitztümer bezeichnet). Es beherbergt seit 1911 das Luise-Henrietten-Stift. Das Kloster liegt im Zentrum der Hochfläche Zauche in wald- und wasserreicher Umgebung rund 700 Meter vom Klostersee entfernt.
Das Kloster spielte im Hochmittelalter eine wichtige Rolle beim Landesausbau der jungen Mark Brandenburg unter deren ersten Markgrafen aus dem Haus der Askanier. Neben seiner historischen kommt dem Kloster auch eine große kulturelle Bedeutung zu: Seine Kirche zählt zu den wichtigsten romanisch-gotischen Backsteinbauten in Brandenburg. Deren Rekonstruktion in den Jahren 1871 bis 1877 gilt als frühe Glanzleistung der modernen Denkmalpflege. Das heutige Lehniner Stift sieht sich mit seinen pflegerischen, medizinischen und ausbildenden diakonischen Einrichtungen in der klösterlichen Tradition und versteht sich als Schaufenster der Evangelischen Kirche.
Das Zentrum Kloster Lehnin ist Begegnungsstätte, Ort lebendiger Spiritualität, der Fortbildung und Besinnung für Gäste aus Kirche, Diakonie und Gesellschaft. Mit seinen vielfältigen Möglichkeiten entspricht es dem Wunsch nach Spiritualität, Entschleunigung, konzentriertem Tagen und Arbeiten.
Im Zentrum des Klosters befindet sich ein kleines Café, in dem wir unter alten Eichen erst einmal die Atmosphäre in uns „einsaugten“ und die erste Entschleunigung erlebten. Es folgte ein Erkundungsrundgang mit Besichtigung der Kirche.
Am Abend folgte unsere erste Arbeitseinheit, in der wir eine Phantasiereise unternahmen und anschließend Atemübungen machten.
Nach einer erholsamen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück folgte die zweite Arbeitseinheit mit Themen zur Gruppenarbeit.
Am Nachmittag folgte einer der Höhepunkte: unser Schweigemarsch, der zunächst misstrauisch kommentiert wurde, dann aber von den Teilnehmern im Nachgang allgemein als riesiges Erlebnis gesehen wurde.
Ein weiterer Höhepunkt war die Arbeit mit den Lebenskarten. Auch hier gab es zunächst Skepsis. Doch es dauerte nicht lange und in dieser Geborgenheit der Umgebung öffneten sich die Münder, Herzen und die Seelen. Natürlich haben wir den Aufenthalt mit einem gemütlichen Abend abgerundet.
Ein Mitglied der Gruppe schrieb mir:
„Für mich war diese Zeit im Kloster etwas Besonderes. Ich bin ohne Vorstellung, wie es dort sein könnte, mitgefahren. Wusste nicht, was ich dort erleben werde. Umso überraschter war ich. Dort angekommen, empfing uns gleich eine Ruhe - unbeschreiblich. Ich habe gleich abschalten können. Meine Sorgen und Probleme waren vor den Toren des Klosters geblieben und holten mich während des gesamten Aufenthalts nicht ein. Ich habe jede Minute, ob allein oder in der Gruppe, genossen. Für mich waren die Stunden mit allen anderen sehr harmonisch, interessant, nachdenklich sowie sehr berührend und natürlich lustig. Es war toll, wie wir uns untereinander öffnen konnten. Ich bin dankbar dafür, dass ich dabei sein durfte und empfehle jedem, solch eine Zeit auszuprobieren.“
Ich bin dankbar, so eine tolle Gruppe zu haben, die es möglich macht, so viel Nähe und Vertrautheit zu erleben.
Eure
Bärbel Wolf
Vorsitzende und Gruppensprecherin SHG Schönwalde-Glien