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Sorgloser Umgang mit Medikamenten gefährdet neugierige Enkel

Eine Umfrage in den USA offenbarte eine bislang ignorierte Gefahr für die Kindergesundheit: Sorglose Großeltern. Denn viele betagte Menschen müssen regelmäßig Medikamente einnehmen und haben diese Routine so selbstverständlich in ihren Alltag integriert, dass sie sich keine Gedanken über die sichere Verwahrung machen - auch nicht wenn die Enkel zu Besuch sind.

Im Oktober 2018 befragten Forscher der Universität von Michigan (Ann Arbor, Michigan, USA) in einer landesweiten repräsentativen Haushaltsumfrage 2.051 ältere Erwachsene (50-80 Jahre) zum Thema „Gesundes Altern“. Davon gaben 1.074 an Enkel (0-17 Jahre) zu haben, darunter auch Urenkel, Stiefenkel oder adoptierte Enkelkinder. Diese gut tausend Großeltern wurden als Teilnehmer der Studie befragt.

Über 80% der Großeltern änderten die Aufbewahrung ihrer Medikamente nicht, wenn Enkel zu Besuch waren. Dazu zählt die Aufbewahrung der Arzneimittel im unverschlossenen Schrank (61%), offen auf Arbeitsplatten und Tischen (18%), in Geldbörsen oder Taschen (7%). Nur 5% schließen ihre Medikamente routinemäßig weg.

Während eines Besuchs der Großeltern bei ihren Enkeln (und deren Familie) sind 72% auf ihre Arzneimittel angewiesen und bringen sie mit. Davon behielten 84% die Gewohnheiten ihres von zu Hause praktizierten Medikamenten-Handlings bei. Wobei die Möglichkeiten für einen unkontrollierten Zugriff noch größer werden: 72% bewahren ihre Medikamente in ihrer Tasche/Handtasche auf, 7% lassen sie sogar offen auf dem Tisch liegen. Nur 7% geben an, einen verschließbaren Schrank zu wählen.

Die Forscher appellieren an die Verantwortung der Großeltern gegenüber ihren Enkeln: Rund 40% der Kinder, die wegen Medikamentenvergiftung ins Krankenhaus kommen, haben die Arzneimittel ihrer Großeltern eingenommen. Die anderen 60% haben sich aus anderer Quelle bedient, beispielsweise Eltern oder andere Verwandte, seltener Altersgenossen oder dubiose Quellen für geplanten Medikamentenmissbrauch. „Verschreibungspflichtige Medikamente und selbst rezeptfreie Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel können Kindern und Jugendlichen schaden, wenn sie sie in der Handtasche der Oma oder auf dem Küchentisch des Opas finden", erklären die Forscher. Kinder sehen, dass Großeltern oder andere vertraute Personen die Pillen, Kapseln oder Tropfen sehr gewissenhaft handhaben, abzählen und oftmals vor oder nach dem Essen einnehmen. Dieses Verhalten, kombiniert mit kindlicher Neugier und dem Wunsch so etwas Wertvolles auch mal zu naschen, animiert zur Nachahmung. Dabei ist nicht nur Fehlverwendung, sondern auch Überdosierung garantiert. Der Kinderkörper ist klein und die Gier auf das begehrte verbotene Gut sehr groß.

Doch auch Jugendliche sind gefährdet und nicht zwingend „vernünftiger“. Hier kann gerade das Wissen um die Wirkung der Arzneimittel gefährlich sein, denn in der Jugendszene kursieren viele Gerüchte um die besonderen Effekte der Einnahme von Psychopharmaka (beispielsweise Amitryptilin, Gabapentin) oder Schmerzmittel - Neugier kann dann fatale Folgen haben.

 

Quelle:

Singer, D. et al. (2019): Safely Storing Medication Around Grandchildren. National Poll on Healthy Aging, online veröffentlicht 1.7. 2019.