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Selbsthilfegruppe Magdeburg 1 Achtsamkeit und Ernährung mal anders

| Optimisten 01/2023

Selbsthilfegruppe Magdeburg 1

Achtsamkeit und Ernährung mal anders
 

Wir hatten im vergangenen Jahr 2022 etwas ganz Besonderes für unsere Gruppe geplant. Das vergangene Jahr stand bei uns unter dem Motto: “Achtsamkeit“, wozu auch ganz klar die Ernährung gehört. Man sollte ja schließlich nicht die Schokolade „wegschroten“, sondern lieber langsam und genüsslich auf der Zunge zergehen lassen.

Aber um Schokolade sollte es vornehmlich nicht bei uns gehen. Wir suchten eine Ernährungstherapeutin, welche Erfahrung mit Fibromyalgie hat und die wir unverblümt alles fragen duften. Wir nahmen daraufhin Kontakt mit der Ernährungstherapeutin/Ernährungsberaterin und Fastenleiterin Frau Coretta Banoth auf. Um uns genügend Zeit für das wichtige Thema Ernährung im Jahr einzuräumen, einigten wir uns auf drei Termine. Zwei davon als Thematik- und Fragestunden und der dritte Termin dann als praktisches Kochtraining. Die Termine verteilten wir gleichmäßig auf das Jahr, so dass wir unser Thema am 05.10.22 mit einem gelungenen Kochevent beendeten.

Wer sich mit Fibromyalgie beschäftigt und auch mit Heilungs- und Linderungsansätzen, der kommt an dem Thema Ernährung gar nicht vorbei. Die meisten Betroffenen haben seit jeher schon mit Intoleranzen zu tun und müssen sich sowieso auf Regeln im Alltag rund um die Ernährung einstellen. Frau Banoth sprach als Erstes mit uns über Fibromyalgie und Zusammenhänge mit der Ernährung, Probleme und Ursachen.

Anschließend beleuchtete sie mit uns genauer ernährungsspezifische Symptomatiken wie zum Beispiel den Reizdarm, die Lactoseintoleranz, Glutenintoleranz und Zölliakie sowie die Histaminintoleranz. Es gab kein Mitglied unserer Gruppe, das nicht mit mindestens einem dieser Probleme zu tun hat. Ich selbst lebe schon lange mit Glutenintoleranz. Interessant fand ich aber auch die noch eher im Allgemeinen unbekannte Histaminintoleranz, auf die ich gern kurz eingehen möchte.

Histaminintoleranz:

Der Begrifft Histamin setzt sich zusammen aus den griechischen Wörtern: „histos“, welches „Gewebe“ bedeutet und „amin“, welches steht für „stickstoffhaltige Verbindung“. Biogenes Amin wird als körpereigener Stoff in Mastzellen und anderen spezialisierten Blut- und Gewebszellen gebildet. Die Funktion dient vor allem der allergischen Sofortreaktion (z.B. der Weitstellung der Blutgefäße), aber auch der Regulation der Magensäuresekretion und spielt auch eine Rolle im Entzündungsgeschehen und als Neurotransmitter (Informationsübertragung zwischen Nervenzellen). Die Intoleranz gegenüber Histamin bedeutet ein Mangel der Histamin abbauenden Enzyme DAO und/oder HNMT oder ein mengenmäßiges Missverhältnis zwischen DAO/HNMT und Histamin. Das hat zur Folge, dass es zur Schädigung der Darmbarriere kommt.

Histamin findet man als Reifungsprodukt in verderblichen, fermentierten, gereiften und lange gelagerten Lebensmitteln wie z. B. Hartkäse, Geräuchertes, Gepökeltes, Tomaten, Sauerkraut, Soja, süßsaures Gemüse, Spinat, Zitrusfrüchten, Erdbeeren, Ananas, Schokolade und Alkohol.

Zu den Leitsymptomen gehören anschwellende Nasenschleimhäute, laufende Nase, Niesen, Auswurf, Hustenreiz, Atembeschwerden, Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen, Sodbrennen, Juckreiz, Hautausschlag, Hautrötungen, Erröten (Flush im Gesicht), Herzrasenklopfen und -stolpern, Blutdruckabfall, Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, Menstruationsbeschwerden, Ödeme.

Eine Therapie/Selbsthilfe erfolgt durch eine fachlich begleitete Auslassdiät sowie eine Erarbeitung einer persönlichen Verträglichkeitsschwelle. Man sollte stets auf eine frische und schonende Zubereitung achten und Fertiggerichte vermeiden. Es gibt auch die Möglichkeit der medikamentösen Behandlung, etwa durch Antihistaminika oder eine Enzymersatztherapie.

 

Frau Banoth, unsere Ernährungstherapeutin, informierte uns auch über die antientzündliche Ernährung und über Sättigung und Heißhunger. Wir beleuchteten die Ernährungspyramide, die schon länger nicht mehr, unten im Sockel, das Getreide, Brot, Reis und Nudeln beinhaltet, sondern Gemüse, Obst und pflanzliche Öle.

Im Großen und Ganzen ist anzuraten, weitestgehend auf Schwein, Zucker, Weizen und Milchprodukte zu verzichten, um Schmerz- und Entzündungsprozessen entgegenzuwirken. Viel mehr sollte man auf frische, unverarbeitete und naturbelassene Lebensmittel zurückgreifen und gute pflanzliche Öle verwenden. Dass man stets viel trinken soll, das brauche ich ja niemandem mehr zu erklären. Aber es sollte auch das Richtige sein, wie Wasser oder Tee und nicht Fruchtsaft oder Limonaden. Es gäbe noch so viel zu berichten, aber das würde den Rahmen sprengen.

Wir trafen uns also am 05.10.22 zum abschließenden Kochen gemeinsam mit Frau Banoth in der Trainingsküche im Alten- und Service-Zentrum Herz ASZ im Bürgerhaus Kannenstieg, wo wir genug Platz für unsere Gruppe hatten. Es gab drei tolle Gerichte. Die erste Gruppe bereitete die Vorspeise zu - ein Birnen-Blauschimmelkäse-Salat mit Chicorée. Die zweite Gruppe füllte Paprika mit Linsen als Hauptgericht und die dritte Gruppe bereitete das Dessert zu, eine Limetten-Creme mit Beeren.

Es hat natürlich sehr viel Spaß gemacht und so manches Lächeln gezaubert, aber es hat auch wahnsinnig lecker geschmeckt. Und wie oft isst man in geselliger Runde schon mal ein gesundes Drei-Gänge-Menü?

Wiebke Weinhauer
SHG Magdeburg 1

Quellen:
Handout und Rezepte von Frau Coretta Banoth