Gruppengründung in Gießen Wer hätte das gedacht? - Ich jedenfalls nicht!
In all meinen Lektüren über das Thema Fibromyalgie habe ich immer wieder gelesen, dass etwa 2% der Bevölkerung von dieser Krankheit betroffen seien. Seit gestern, dem 9. Mai 2019, glaube ich nicht mehr daran. Es gab etwa 30-35 Anmeldungen für die Gründung der SHG Gießen und gegen alle Erwartungen kamen 67 Menschen!
Wir mussten am Anfang eine halbe Stunde lang neue Stühle hinstellen. Doch sie reichten nicht, wir haben auch noch Hocker als letzte Rettung gefunden … Der Raum war so voll, wir hatten bis zu drei Reihen Sitzmöglichkeiten um einen Tisch geschaffen, einige saßen sogar auf Tischen! In dem Raum war es sehr warm geworden, so war jede/r froh, einen Becher Wasser zu bekommen.
Doch dann konnte Gudrun Klempau endlich mit dem Vortrag anfangen. Die Stimmung war sehr gut. Alle, ganz dicht beieinander, haben genau zugehört und Fragen gestellt. Gudrun hat eine so schöne Art vorzutragen, dass wir trotz der wichtigen Themen immer wieder lachen mussten, da wir uns als Fibromyalgie-Patienten in unserem Alltag darin wiederfinden konnten. Es traf immer genau die Lebenssituationen, die wir immer und viel zu oft erleben müssen, wie zum Beispiel, wenn der Arzt die Ergebnisse der Blutwerte analysiert: „Ihre Blutwerte sind so gut, mancher würde Sie beneiden … Alles ist in Ordnung…“
Das Publikum hat sich intensiv beteiligt. Viele haben Fragen gestellt. Frauen aus Laubach und Marburg haben über ihre Erfahrungen mit ihrer Selbsthilfegruppe sehr positiv erzählt, z. B. dass eine SHG durch den Austausch viel Wissen und menschliches Verständnis bringt.
Ein Biologe, der selbst von Fibromyalgie betroffen ist, hatte einen wissenschaftlichen Text aus den USA über die neuen Erkenntnisse mitgebracht und möchte gern, dass wir den Artikel weiterleiten. Diese Studie besagt, dass Fibromyalgie nicht mehr als Syndrom, sondern als Krankheit diagnostiziert werden könnte, wodurch sich für uns als Patienten bei den Ärzten und Krankenkassen viel ändern könnte.
Im zweiten Teil ihrer Rede hat Gudrun darum gebeten, dass ich als Gruppensprecherin Unterstützung brauche, da wir als zukünftige SHG mit über 60 Personen viel zu viele wären. Spontan haben sich Nicola Otero aus Lollar und Ulla Dietrich aus Vetzberg bereit erklärt. Und ganz schnell wurden mit vollem Enthusiasmus zwei weitere Gruppen für den Landkreis Gießen gebildet! Nicola Otero, Ulla Dietrich und ich treffen uns am Montag, um die Liste zu bearbeiten.
Für die meisten bedeutet eine SHG eine Chance gegenüber seiner eigenen Krankheit aktiv zu werden, andere Betroffene zu treffen, sich auszutauschen und auch schöne Momente mit Gleichgesinnten zu erleben, um schließlich den Alltag besser bewältigen zu können. Und zum Schluss machten wir unser wunderbares Treffen durch ein Foto unvergesslich.
An dieser Stelle möchte ich mich bei Gudrun Klempau sehr herzlich bedanken, dass unser Abend trotz Improvisationen fantastisch gelaufen ist, und auch bei Bettina Kruse-Volkmann von der Evangelischen Familienbildungsstätte Gießen, dass sie uns kurzfristig einen großen Raum und so viele Sitzmöglichkeiten zur Verfügung gestellt hat.
Ich bin begeistert, wie gut alles gelaufen ist und würde mich sehr freuen, wenn der wunderbare Elan aller Anwesenden in unseren zukünftigen Gruppen in und um Gießen sehr lange andauern möge.
Die SHG Gießen trifft sich jeden 2. Donnerstag im Monat (außer während der Schulferien) um 18 Uhr in der Evangelischen Familienbildungsstätte, Wingert 18 in Gießen-Wieseck.
Béatrice Liberator
Gruppensprecherin