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TENS-Therapie

Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) 

- ein einfaches Verfahren zur Behandlung von Schmerzen - 

Die transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) zählt zu den nicht invasiven Behandlungsverfahren in der Behandlung von Schmerzen, besonders von Schmerzzuständen des Bewegungsapparates.

Obwohl die Anwendung elektrischer Reize in der Schmerztherapie schon sehr lange in der Medizingeschichte bekannt ist (bereits ca. 2000 vor Christi wurde eine elektrische Behandlung verschiedenster Schmerzzustände mit dem Nil im vorkommenden Zitterwels in Ägypten durchgeführt), gelang der Durchbruch einer weltweiten Anerkennung dieser Behandlungsmethode erst in jüngster Zeit durch die Fortschritte der Naturwissenschaft und der Entwicklung von handlichen und leistungsstarken Kleinstgeräten unter Einsatz der Mikroelektronik. 1967 wurden die Grundlagen der TENS-Behandlung erstmals von Wall und Sweet in ihrer heutigen Form zur Schmerztherapie geschaffen und seit 1980 erfuhr die TENS-Behandlung bei akuten und chronischen Schmerzzuständen eine weltweite Anwendung und Verbreitung. 1987 wurde dieses Behandlungsverfahren als kassenärztliche Leistung anerkannt. Das Prinzip der transcutanen elektrischen Nervenstimulation besteht daran, dass durch das Anlegen von Strom-Impulsen an die Haut eine Reizung tiefer liegender Nozizeptorsysteme erfolgt. Dabei wird eine neuroreflektorische, eine neuromodulatorische sowie neurovegetativ-humorale Reaktion ausgelöst, mit dem Effekt der Schmerzlinderung oder der Schmerzbefreiung. Außerdem kommt es zu einer Durchblutungsverbesserung einer Muskelentspannung. Erklärung für die schmerzlindernde Wirkung sind, dass eine Aktivierung endogener Opiodpeptide erfolgt, eine Veränderung der Erregbarkeit peripherer Nerven durch die elektrische Stimulation mit einer daraus resultierenden Änderung der Schmerzschwelle eintritt und segmentale Hemmsysteme aktiviert werden. Durch diese Elektrostimulation wird die Schmerzleitung unterdrückt, jedoch nicht ganz ausgeschaltet. Die Wirkung der Schmerzunterdrückung hält länger an, als die Dauer der Stimulation. Hauptindikationen für die TENS-Therapien sind vor allem Patienten mit Weichteilrheumatismus, Insertionstendopathien, Nervenengpass-Syndrome, Lumbalgien, Neuralgien und Patienten mit Stumpf- und Phantomschmerzen.

Auch Patienten mit degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates, solche mit funktionellen Störungen viszeraler Organe bei chronischen Ober- und Unterbauchbeschwerden, Patienten mit peripheren Kreislaufstörungen (Durchblutungsstörungen wie Morbus Renauld, Ulcera cruri) und Patienten mit Kopfschmerzen, Migräne, Neuralgien und Radikulär- sowie Pseudoradikulärsyndromen profitieren von diesem einfach zu handhabenden Behandlungsverfahren.

Die TENS stellt auf Grund seiner guten Wirksamkeit und praktisch fehlender Nebenwirkungen ein schmerztherapeutisches Verfahren der ersten Wahl dar.

Ein großer Vorteil dieser Methode besteht in der Heim- und Eigenbehandlung der Patienten, da diese Therapieform einfach zu handhaben ist.

Die Indikation zu dieser Therapie wird durch den behandelnden Arzt gestellt, der auf Grund der von ihm festgestellten Erkrankung die Indikation für eine TENS-Behandlung stellt. In seiner Praxis oder in der Klinik wird dann mit verschiedenen Einstellungen und Elektrodenplatzierungen eine Stimulation am Patienten vorgenommen. Wenn die Stimulation erfolgreich war, erhält er ein Leihgerät und führt die Erprobung zu Hause weiter fort. Bei erfolgreicher Therapie erfolgt dann die Ausstellung eines TENS Rezeptes, wobei die Mietzeit für dieses Gerät immer nur einen Monat gilt. Wenn dann innerhalb dieser Zeit die TENS-Behandlung weiter erfolgreich verlief, wird ein Wiederholungsrezept für eine Mietzeit für 3 Monate oder auf Dauer ausgestellt, wobei in der Regel eine Entscheidung über eine TENS-Behandlung innerhalb der ersten 4 Wochen getroffen werden kann.

Zur Ausstellung und Auswertung einer erfolgreichen Therapie mit dieser Behandlungsform sollten jedoch drei Arztbesuche erfolgen, um eventuelle Korrekturen in den Einstellungen vorzunehmen.

Zur TENS-Behandlung sind erforderlich:

  • Ein Stimulator, der die Stromquelle darstellt (in Form einer Alkalibatterie oder wiederaufladbarer Batterien)
  • Elektrodenkabel (bei Einkanalbetrieb ein zweipoliges Kabel oder bei Zweikanalbetrieb zwei zweipolige Kabel)
  • Elektroden (in der Regel Gummielektroden mit Elektrodengel oder für die Jontophorese antirheumatische Gel's, sofern kein Elektrodengel verwendet wird, stehen elektrisch leitende Klebeplättchen zur Verfügung)
  • Ein Ladegerat (wenn der Stimulator mit wiederaufladbaren Batterien betrieben wird)

Die Anforderungen an ein optimales TENS-Gerät sollten folgende Eigenschaften erfüllen:

  • Bei unterschiedlichem Hautwiderstand sollte ein konstanter Stromfluss vorliegen
  • Die maximal wählbare Stromstärke sollte über 60 mm Ampere liegen
  • Die Stimulationsfrequenzen sollten pro Kanal individuell einstellbar sein
  • Die variable Impulsbreite oder Impulsdauer sollte zwischen 100 bis 300 Millisekunden liegen und bei längerer Anwendung sollte eine biphasische Stromverabreichung möglich sein.

Die Stromstärke sollte deutlich im Bereich der Empfindungsschwelle, aber unterhalb der Schmerzschwelle liegen, sie kann auch gelegentlich abhängig vom Hautwiderstand oder der Batterieleistung schwanken. Bei der konventionellen TENS-Behandlung spürt der Patient ein Kribbeln im Schmerzgebiet, bei einer Bruststimulation treten sichtbare Muskelkontraktionen auf.

Wenn keine Veränderungen im Schmerzareal vorhanden sind, müssen die Parameter neu festgelegt werden.

Die Elektrodenlage sollte im Schmerzareal, proximal am Hauptnervenstamm und entlang eines Dermatoms der betroffenen Hautwurzel vorgenommen werden.

Ca. 70 bis 80 % der damit behandelnden Patienten sprechen gut auf eine TENS-Therapie an. Bei einem Nichtansprechen können biochemische oder psychologische Veränderungen vorliegen: so kann ein relativer Serotoninmangel im Gehirn wie auch ein insuffizientes Opiatsystem den Therapieerfolg verhindern oder reduzieren.

Auch technische Ursachen können für ein Nichtansprechen vorliegen, so z. B. können keine oder leere Batterien im Gerät vorliegen, wie auch alte oder schlecht leitende Elektroden, ein Wackelkontakt, trockenes Elektroden-Gel, losgelöste Elektroden oder ein Kabelbruch den Therapieerfolg verhindern.

Bei einer sachgemäßen Anwendung unter Beachtung von Kontraindikationen sind für die TENS-Behandlung keine gravierenden Nebenwirkungen bekannt.

Beachtet werden müssen allergische Reaktionen auf Elektroden-Gel oder Pflaster, eine Schmerzzunahme unter der TENS-Behandlung oder ein Hyperstimulationssyndrom, hormonelle Dysbalancen, eine Hypertonie-Reaktion, Herzrhythmusstörungen oder Juckreiz wie auch eine Euphorie oder Schlaflosigkeit des Patienten.

Kontraindikationen für diese Therapieform sind eine ungeklärte Schmerzätiologie, eine fehlende Patientenkooperation oder Patienten, die einen Herzschrittmacher tragen. Wenn diese Fehlerquellen oder Kontraindikationen beachtet werden, ist diese Behandlungsform ein sehr einfach zu handhabendes Therapieverfahren, das auf Grund seiner Rezeptierfähigkeit zur Heimbehandlung für betroffene Schmerzpatienten sehr gut geeignet ist. 

PD Dr. Dr. E. Friedel 
Bad Kissingen